Die Wand ist eine Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans der Schriftstellerin Marlen Haushofer aus dem Jahr 1963. Der 2012 von Julian Pölsler verfilmte Stoff beschreibt das Leben einer Frau, die in aller Radikalität von der Zivilisation abgeschnitten wird. Die Frauenrolle verkörpert M. Gedeck über weite Strecken des Films ganz allein.
Die 40-jährige namentlich nicht genannte Erzählerin reist mit ihrer Cousine Luise und deren Ehemann Hugo an einem Wochenende zu einer Jagdhütte ins Gebirge. Am nächsten Morgen vermisst sie jedoch ihre Begleiter und verlässt die Hütte, um sie zu suchen. Doch sie stößt an eine gläserne Wand, hinter der alles Leben wie erloschen scheint. Zögerlich nimmt die Frau ihr Schicksal an und lernt sich allmählich von verbliebenen Vorräten, den Früchten und Tieren des Waldes und ihrem Garten zu ernähren. Zu der Sorge um ihre eigene Existenz kommt dabei bald die Sorge um verschiedene Tiere, die ihr zulaufen: neben einem Hund und Katzen, eine trächtige Kuh und zum Schluss eine weiße Krähe.
Während eines Winters holt sie ihre Notizen hervor und fertigt den vorliegenden Bericht an – ohne zu wissen, ob ihn jemals jemand zu Gesicht bekommen wird.
Die Verfilmung ist eng an der Romanvorlage von Marlen Haushofer geblieben. Viele Textpassagen werden original zitiert. Sehr gefallen haben mir die vom Regisseur ausgewählten Bach-Partiten, die dem Film Leichtigkeit verleihen. Besonders aber die stimmungsvollen Aufnahmen der Naturlandschaften sind ein Genuss. Die Wälder sind in ein mystisches Grau-Blau getaucht, majestätisch thronen die Berge darüber, weißer Schnee überzieht die Felder, das warme Gold-Gelb der Sonne bescheint die grünen Wiesen. Der Betrachter fühlt mit den Farben.
Toll umgesetzt finde ich die Darstellung der Wand, die lediglich durch ein akustisches Geräusch visualisiert wird. Eine Art elektromagnetisches Brummen, das die Erdrotation verursacht, und das manche Menschen angeblich zu hören in der Lage sind.
Die Frau entschließt sich – trotz der Isolation – nicht aufzugeben. Die Wand hat sie zwar von ihren Mitmenschen getrennt – zugleich aber ist die Trennwand zwischen Mensch und Natur eingerissen. Worum es sich bei der Wand handelt und wann und ob die Frau jemals frei kommt wird nicht geklärt. Die Erzählung klingt jedoch optimistisch aus; so heißt es unter anderem am Ende: „Seit heute früh weiß ich sicher, dass Bella ein Kalb haben wird. Und, wer weiß, vielleicht wird es doch wieder junge Katzen geben.“
Wer sich darauf einlassen kann, philosophische und psychologischen Fragen zu stellen, sollte sich den Film unbedingt anschauen! Denn nirgends hat der Mensch so viel Gelegenheit zur Reflektion – wie in der Einsamkeit. Von Sibylle
Dieser Film kann in der Bücherei ausgeliehen werden. Hier kannst du dich vormerken.
Als Film habe ich es mir nicht angesehen, jedoch als Hörbuch gehört. Ich weiß nicht, ob ich das Hörbuch aus der ev. Bücherei ausgeliehen hatte oder woanders, da ich viele Ausleih-Quellen habe. Gefallen hat mir, dass die Frau sich nicht aufgibt und ihr Erleben aufschreibt und einiges versucht in ihrer Welt hinter dieser Wand. Sie wird aktiv und macht die Tiere zu ihren Weggefährten. Das Ende ist vorsichtig und hat meine Neugierde nicht befriedigt. Zum Nachdenken hat mich diese Geschichte angeregt, wie würde ich das an ihrer Stelle machen?
Das Buch hatte mich schon vor Jahren fasziniert – und der Film hat mich dann nochmals begeistert. Ob ich mich am Ende auch so verhalten hätte – ich weiß es nicht.
Eine spannende und nach meinem Empfinden empfehlenswerte Frauengeschichte.
Hallo Ingrid, das Buch war für mich auch immer ein Frauen Schicksal, also eine Frauengeschichte. Als solche habe ich sie gelesen.
Ich finde aber, dass die Verfilmung sich von der Zuordnung zu einem Geschlecht gelöst hat und den Menschen allgemein anspricht und uns die existenzielle Frage stellt: Was bleibt übrig von uns, wenn wir gezwungen werden, ohne jegliche soziale Beziehungen zu leben?
Wir als Betrachter, Frau sowie Mann, werden langsam aber unaufhaltsam hineingezogen in die Abgeschiedenheit dieser Welt und die Grenzen zur Natur fallen. Die Natur, die uns als heutige Menschen längst fremd geworden ist. Das ist auch ein wichtiges Thema: Unser „Nicht“- Verhältnis zur Natur.
Liebe Grüße von Bille